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10. August 2009 1 10 /08 /August /2009 16:10

Weitere Fragen und Gedanken zu einem Bedingungslosen Grundeinkommen.

 

Eine oft gestellte Frage zum Bedingungslosen Grundeinkommen ist:

" Wer arbeitet denn dann noch, wenn sowieso für den Unterhalt gesorgt ist? Legen sich dann nicht alle auf die faule Haut ? Vor allem wer macht dann die unliebsamen Arbeiten wie zum Beispiel Müll beseitigen, Fließbandarbeit usw.?  Oder wie soll der Finanzmarkt weiterbestehen, wenn nur noch einige Idealisten ehrenamtliche Tätigkeiten ausführen und der Rest eben nichts mehr tut?

Das sind alles sehr wichtige Fragen, denn ohne Zweifel gibt es eine Tendenz im Gemüt des Menschen, es sich bequem machen zu wollen und ohne Anreiz oder drückender Notwendigkeit nichts mehr tun zu wollen. Sicher ist für viele Menschen ein Antrieb zur Arbeit, weil Sie ein Einkommen brauchen. Auf der anderen Seite lebt in der Seele des Menschen aber auch der Trieb nach materiellem, seelischem und geistigen Wachstum und das Bedürfnis nach sozialer Integration und Beziehung. Die Menschen würden durch die Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens wohl nicht besser oder sozial tauglicher oder Idealistischer. Solch mehr moralischen Aspekte sind in der Regel unabhängig vom Einkommen oder gesellschaftlichem Status und stehen mehr im Zusammenhang damit, welche ethischen Werte und Ziele der Mensch entwickelt, oder in der Lage ist sich Ziele der seelisch- geistigen Weiterentwicklung zu geben. Dies ist aber nicht Aufgabe eines Einkommens, sondern liegt in der Verantwortung von Erziehung, Bildung und freiheitlichen Eigenverantwortung des Erwachsenen.

Schauen wir in die momentan bestehende Wirklichkeit, so sehen wir, dass es eine recht große Anzahl  arbeitsloser Menschen gibt, die auf Harz IV Unterstützung angewiesen sind. Dazu kommen Menschen, die zwar einer entlohnten oder selbständigen Arbeit nachgehen, die aber nicht ausreichend die Grundabsicherung deckt und daher ebenfalls Unterstützung nach den Harz IV. Regeln bekommt. Hinzu kommen Menschen die aus gesundheitlichen oder anderen Gründen nicht arbeiten können (z.B.: auch Kinder aus armen Familien). Andererseits gibt es Menschen, die Arbeit haben mit einer Entlohnung die gerade mal zum leben reicht, aber nicht höher ist, als der Regelsatz des Harz IV Einkommens.

Viele Menschen finden dass ungerecht und denken, warum soll ich arbeiten und trotzdem nicht mehr verdienen als Harz IV. Da wär ich ja blöd mir Arbeit zu suchen. Auch hat sich bei vielen das Vorurteil eingenistet, die Harz IV Empfänger sind faul und Schmarotzer. Wenn man will, findet man auch Arbeit. Realität ist aber, dass die meisten Arbeitslosen gerne arbeiten würden, aber einfach keine Arbeit finden, denn Lohnarbeit wie sie in Zeiten des Wirtschaftswunders im Übermaß vorhanden war, ist rar geworden und im übrigen hat sich unser Wirtschaftssystem mit dem höchsten Ideal der Gewinnmaximierung dermaßen pervertiert, dass es Arbeitsplätze gibt, an denen einige wenige die dreifache Leistung, bei gleichem Lohn, bringen müssen, als früher, weil Kollegen/innen aus Kostengründen entlassen werden. Entsprechend steigen die Stress bedingten Krankheiten, wie auf der anderen Seite die Krankheiten, hervorgerufen durch psychische Belastung bei denen, die gerne arbeiten würden, aber keine Arbeit finden. Eine Untersuchung welcher Kostenfaktor durch diese krank machenden Einflüsse auf die Volkswirtschaft drückt wäre sicher recht aufschlussreich.

Es ist aber sicher auch war, dass es tatsächlich einige wenige Schmarotzer gibt, die keinen sozialen Beitrag bringen wollen und  es sich auf dem Rücken der Gemeinschaft gut gehen lassen. Diese gibt es aber nicht nur unter Sozialhilfeempfängern, sondern auch in den Gesellschaftskreisen die durch glücklichere Lebensumstände mehr Geld besitzen. Ein bedingungsloses Grundeinkommen würde daran nichts ändern.

 

Was aber wäre dann anders, oder welchen Vorteil hätte die Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens?

 

Vorausgesetzt das Grundeinkommen hätte eine weisheitsvoll bemessene Höhe, so dass damit die Grundbedürfnisse einer menschenwürdigen Ernährung, Unterkunft, Kleidung, Gesundheitsvorsorge und Bildung abgedeckt wäre, aber nicht reichen würde um sich Luxusgüter oder übermäßige Vergnügungen und Statussymbole zu erwerben. Es wäre weiterhin nicht an Bedürftigkeit oder andere Bedingungen geknüpft und wäre als verbrieftes Recht eines jeden Bürgers deklariert, so wäre es ganz nüchtern betrachtet zunächst einfach nur ein Experiment, beruhend auf einer neuen Idee, dessen Ausgang nicht exakt voraussehbar ist, aber mit Sicherheit neue Horizonte und Erfahrungen zu einer Reform unseres sozialen und wirtschaftlichen Lebens eröffnet. Trotzdem der Ausgang dieses Experimentes noch nicht absolut voraussehbar ist, so ist es aber trotzdem kein tollkühnes, unrealistisches Unterfangen, sondern jeder der sich die Mühe macht diese Idee gründlich zu durchdenken und phantasievoll vorzustellen wird die Möglichkeiten erkennen, wie sich daraus vielfältige, praktische Gestaltungsmöglichkeiten und Veränderungen ergeben. Das Experiment "Bedingungslosen Grundeinkommens" ist nicht blind drauflos, sondern schon in vielen praktischen Lebens- und  Wirtschaftsscenarien durchdacht und mit großer Sicherheit weniger Gefährlich, als der Versuch die gegenwärtigen sozialen- und wirtschaftlichen Probleme unserer Zeit mit alten, untauglichen Instrumenten zu Bewältigen.

 

Hier nun einige Gedanken welche Wirkungen das Grundeinkommen hätte.

 

Die Verwaltung wird wesentlich vereinfacht, denn aufwendige Prüfungen des Anspruchs fallen weg.

Diejenigen die jetzt Harz IV bekommen, leben nicht mehr im Gefühl Almosen zu bekommen und werden nicht mehr dafür bestraft, wenn Sie Eigeninitiative entwickeln und eine Tätigkeit aufnehmen (bisher wurde ja dann sofort das verdiente von den Harz IV Leistungen abgezogen).

Die Existenzängste, z.B. durch drohenden Arbeitsplatz Verlust würden geringer, was sicher auch die sozialen Konflikte im Kampf um die Existenz, und mobbing am Arbeitsplatz entschärfen würde.

Niemand könnte mehr zu einer Arbeit gezwungen werden, die er eigentlich nicht mag. Jeder könnte frei entscheiden, ob er eine Arbeit zu den gegebenen Bedingungen annehmen möchte, sei es weil er lieber arbeitet statt müßig zu Hause zu bleiben, oder weil ihm das Grundeinkommen nicht reicht und sich mehr Annehmlichkeiten gönnen möchte.

Jemand der sich einen Beruf als Selbständiger aufbauen möchte, könnte sich Frei von Existenzangst trauen seine Verwirklichung anzugehen, denn er wäre nicht gezwungen sogleich von seiner Selbständigkeit zu leben, oder riskante Kredite aufzunehmen um die immer schwierige Anfangszeit zu überbrücken.

Arbeitgeber wären dadurch mehr in die Situation versetzt, für ein attraktiveres Arbeitsklima zu sorgen und auch die Löhne für weniger geliebte oder schwere Arbeit verlockender zu gestalten.

Arbeitnehmer und Arbeitgeber wären auf Augenhöhe bei Ihren Verhandlungen über die Arbeitsbedingungen und aufgefordert gemeinsam nach Lösungen zu suchen, die für beide attraktiv sind.

Die Chancengleichheit für Bildung und auch Gründung von Selbständigkeit wäre größer.

Niemand würde etwas an Besitz weggenommen, weil er mehr Besitzt, außer dass die Möglichkeit zu Manipulation und Erpressung gegenüber Ärmeren geringer würde.

Wirklich zu-gewinnen würden diejenigen, die jetzt wenig haben.

Ich will bewusst jetzt nicht alles aufzählen und genauer ausführen, sondern mehr anregen, sich selbst Gedanken zu machen und sich mehr mit dem Thema auseinander zu setzen. Empfehlenswert dazu ist das Buch:  von Götze W. Werner "Einkommen für alle" . Eine Leseprobe findet man unter: http://www.luebbe.de/kunden/luebbe/vgl/www.nsf/htmls/Buchseite?Open&dc=2&ds2=Buecher-Einzeldokument&external=d!C1256E550034A541,i!B33D2EA29D4324C8C125742F0063E80B&cartid=8710-233034 .

 

Das Grundeinkommen - Schlaraffenland ?

An dieser Stelle möchte ich aber noch eventuellen Missverständnissen vorbeugen. Das Grundeinkommen sehe ich weder als primäres Ziel, noch als Möglichkeit die Menschheit zu verbessern, oder die sozialen und wirtschaftlichen Probleme zu lösen, ein irdisches Schlaraffenland zu schaffen, oder ähnliches.

Der Mensch ist durch und durch auf Wachstum und Entwicklung eingestellt. Viele Weise und Eingeweihte sprechen von der Entwicklung eines freien Ich und der Individuation als seelisch- geistiges Ziel der menschlichen Evolution. Das heißt soviel, der Mensch hat Schöpferkräfte und die Potenz immer mehr ein freies Ich und Schöpferkraft zu entfalten. Die Menschheit entwächst dem Kindesalter und der Abhängigkeit, aber auch dem Schutz, der Schöpferkräfte (manche nennen es Gott oder Götter ) und wird immer mehr zum Eigengestalter des Schicksals. Er wird freier, aber trägt auch mehr Verantwortung. Ein Erwachsener kann und darf mehr als ein Kind. Ein Kind wird erzogen, ein Erwachsener kann sich selbst erziehen, wenn er will. Der Gedanke des Bedingungslosen Grundeinkommens fasziniert mich vor allem als Ausdruck und Anerkenntnis jedes Menschen als Mensch mit dem Grundrecht des Lebens, dass in unserer Zivilisation nun mal an ein Einkommen gebunden ist. Darüber hinaus als günstigere und zukunftsträchtigere soziale Basis zur Entwicklung von mehr Freiheit und Selbstbestimmung. Ein Garant dafür ist es sicher nicht, dass liegt in der Verantwortung des Einzelnen und mit wie viel Weisheit die konkrete Ausgestaltung und Umsetzung in die Praxis stattfindet.

Weitere Literaturempfehlung: "Die Synthese von Geist und Welt", Heinz Grill

   "Soziale Frage und Anthroposophie", Rudolf Steiner

 

 

 

Gerhard Himmel

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